"Dies ist ein gelungener Vorschlag, persönlich mit Ihnen zu reden wird unsere weitere Unterhaltung irrsinnig machen. Wenn ihr bereit seid kann ich euch gleich morgen bei Sonnenaufgang zum Lager führen."
Dean MacSuibhne war wie abgemacht bei Sonnenaufgang bereit aufzubrechen und traf Rufus Malbanks am ausgemachten Treffpunkt. "Guten Tag edler Herr" begrüßte er seinen Gegenüber und fragte um auf Nummer sicher zu gehen. "Liegt die volle Entscheidungsgewalt bei euch oder wird uns Hauptmann Laurence O’Callaghan ebenfalls begleiten?"
Rufus war nicht alleine erschienen, Liane und die ersten unter "seinen" Iren waren mit ihm gekommen.
"Sie liegt bei mir, auch wenn ich mich mit diesen wackeren Recken hier absprechen muss. Laurence O´Callaghan fiel leider bei der Befreiung Downpatriks. Wollen wir uns auf den Weg machen?"
Liane schrie wieder auf, die Wehen kamen nun in sehr kurzen Abständen, die Geburt stand kurz bevor. "Du musst durchhalten Liane!" rief ihr Onkel ihr zu, doch sie hörte ihn kaum. Während Rufus außerhalb der Stadt sein Möglichstes versuchte die Norweger aufzuhalten, hatte Liane, hochschwanger das Kommando in der Stadt übernommen. Die Vorhut zu zerschlagen war ihre Idee gewesen, die Iren hatten sie ausgeführt. Auf die Nachricht, dass das große Heer der Norweger nun langsam vor der Stadt eintraf, hatten die Wehen eingesetzt. Zunächst war sie noch relativ beruhigt, da sie nicht erwartete, dass die Norweger sogleich mit dem Sturm auf die Stadt beginnen konnten, hatten sie doch all ihre Belagerungsgeräte mit der Vorhut vernichtet. Sie wollte die Verteidigung selbst leiten und gab noch Anweisungen. Als die Nachricht eintraf, dass die Angreifer Wurfmaschinen mitgebracht hatten, war es zu spät. Lianes Wehen waren inzwischen so stark, dass sie keinen Verantwortlichen für die Verteidigung mehr bestimmen konnte. "Oh Gott, die Stadt wird fallen während ich hier mein Kind bekomme!" dachte sie sich zwischen zwei Schüben. Eine richtige Hebamme war nicht mehr aufzutreiben gewesen, stattdessen war nur ihr Onkel anwesend, der immerhin ihre Geburt mitangesehen hatte. "Pressen, pressen!" Liane presste und presste und endlich kam das Kind. Sie hörte es noch schreien, dann fiel sie in Ohnmacht....
"...aufwachen! Liane, du musst aufwachen! Dein Kind braucht dich!" Die Stimme ihres Onkels rief sie wieder zurück. "G Gerald, was ist los?" Sie war noch ganz benommen. "Du hast eine Tochter meine Liebe, doch haben wir keine Zeit uns groß darüber zu freuen. Die Norweger haben die Mauer durchbrochen, es herrscht Panik auf den Straßen." Er hielt ihr das Kind hin, er hatte es bereits gebadet und in ein Tuch gewickelt, Liane weinte vor Freude und Angst. "Liane, wir müssen hier weg!" Liane drückte das Mädchen an sich und gönnte sich einen kleinen Moment der Glückseligkeit, bevor die Realität sie wie ein Schlag wieder einholte. Ihre Benommenheit wich und sie wurde wieder klar. "Wer führt die Verteidigung?!" "Niemand mehr, die Iren sind in Panik geraten und die Norweger strömen in die Stadt!" "Dann müssen wir hier weg, gib mir meinen Mantel!" Er gab ihn ihr und sie warf ihn schnell über und zog schnell ein Paar weiche Stiefel an, es war ihr egal, dass sie noch völlig besudelt von der Geburt war, das hatte Zeit, ihre Flucht nicht. Sie rannten durch die Straßen, an eine Kreuzung wollte ihr Onkel nach rechts abbiegen. "Wo willst du hin? rief Liane mit dem Kind im Arm. "Nach Westen, dort wartet dein Mann sicher auf uns." "Nein, wir gehen nach Süden", gab sie barsch und ohne weitere Erklärung zurück. Die Norweger hatten von Norden her angegriffen, Rufus war das letzte Mal als sie von ihm wusste westlich der Stadt. Dort würden die Norweger alles absuchen. Sie musste möglichst viel Abstand von ihnen gewinnen, noch während sie sich mit der Stadt beschäftigten, die offenbar bereits brannte. Als sie am Südtor ankamen, waren dort schon keine Wachen mehr zu finden und das Tor stand offen. Sie gelangten gerade ans Tor, als sie nahen Kampfeslärm von rechts hörten. Liane sah, wie einige Iren sich mit Mühe noch gegen einen kleinen Trupp Norweger wehren konnten und erkannte Keylam einen der älteren Veteranen wieder, mit dem sie viel zusammengearbeitet hatte. Sie mochte und vertraute ihm. Ihm hätte sie das Kommando übergeben, wenn sie dazu noch fähig gewesen wäre. Er spürte wohl ihren Blick und sah zu ihr und erkannte sie. "LADY LIANE, MACHT DAS IHR HIER WEGKOMMT! WIR HALTEN SIE AUF SOLANGE WIR KÖNNEN!" "KOMMT MIT MIR!" schrie Liane, doch der alte Krieger schüttelte nur den Kopf und warf sich wieder in den Kampf. Ihr Onkel zog an ihrem Arm. "Los wir müssen weiter!" Liane konnte noch sehen, wie Keylam von einer großen Axt nieder gestreckt wurde. "NEIN, KEYLAM!!" Sie schrie weiter, während ihr Onkel sie aus dem Tor nach draußen zog...
Liane und ihr Onkel hatten sich zunächst nach Süden in den Wald gerettet, wo Liane sich erst einmal ausruhen musste und auch Gerald war schließlich nicht mehr der Jüngste. Sie wagten es jedoch nicht allzu lange zu bleiben, falls die Norweger nach ihr suchen sollten. Zudem hatten sie im Wald keine Unterkunft und sie hatten nichts außer ein paar Silberstücke in Geralds Börse. Sie schlugen sich bis zu einem Bach durch, einen Weg oder eine Straße wagten sie noch nicht zu nutzen. Dort wusch Liane sich und das Kind, während Gerald Wache hielt. Danach liefen sie weiter nach Süden. Liane wollte bis zur Küste und dann nach Westen, doch vorerst brauchten sie eine Bleibe für die Nacht. Zum Glück endete der Wald bald und gab den Blick frei auf ausgedehnte Wiesen und das Meer, doch war kein Dorf zu sehen. "Im Wald müssen wir zu weit nach Westen gekommen sein", meinte Gerald. "Der Weg verlief nach Süden aus dem Wald und wir haben ihn nicht mehr gekreuzt. Das nächste Dorf müsste im Südsten sein." "Ich gehe nicht nach Osten", gab Liane zurück. "Wir müssen zu Rufus!" "Ich weis, doch kenne ich mich hier in der Umgebung nicht gut aus, ich weis nicht, wo das nächste Dorf westlich von hier ist. Ich weis nur, dass südlich des Waldes eines sein muss und das liegt jetzt wohl östlich von uns." "Wir gehen weiter zur Küste, es ist warm und wenn wir keine Bleibe finden, dann werden wir eben unter freiem Himmel nächtigen müssen." Damit beendete Liane das gespräch und ging weiter. Gerald seufzte und folgte ihr. Die Küste war nicht mehr weit und sie folgten ihr schließlich nach Westen. Etwa zwei Stunden bevor es dunkel wurde erreichten sie schließlich ein kleines Dorf an einer Flussmündung. Sie erfuhren, dass es Balleykinler hieß und die Fischer waren freundlich (vor allem als Liane ihnen Geld für Unterkunft bot). Sie konnten dort übernachten, die Neuigkeiten aus Downpatrik waren offenbar noch nicht eingetroffen, obwohl das Dorf nicht weit entfernt war und Liane machte keine Anstallten das zu ändern. Als sie am nächsten Tag aufbrachen, kam die Kunde gerade ins Dorf. Liane und Gerald nutzten dies und machten sich unbemerkt davon, bezahlt hatten sie schon. Sie überquerten den kleinen Fluss über einen Holzsteg und machten anschließend einen Bogen um Dundrum Castle, da sie fürchten die Holzburg könnte das nächste Ziel der Norweger sein, obwohl es dort die Chance gab, dass sie noch in der Hand ihrer Leute war. Sie wanderten nördlich der Mourne Mountains und mieden die Dörfer und auch möglichst die Straße bis sie an den Bann kamen. Sie fanden eine Fuhrt und wanderten weiter nach Westen. In dieser Gegend war Rufus zuletzt unterwegs gewesen, um einen Wachturm mit Männern zu besetzen. In Newry fühlte sich Liane wieder sicher genug, um in ein Gasthaus einzukehren. Sie war erschöpft und auch Gerald musste sich ausruhen. Immerhin hatten sie in den letzten zwei Tagen über 50 Meilen zu Fuß zurückgelegt. Zwar hätte sie gerne noch versucht irgendwelche Neuigkeiten zu erfahren, doch war es schon spät und nach dem Essen war sie so müde, dass sie lieber gleich zu Bett ging. Sie stillte noch ihr Kind, dem sie noch keinen Namen gegeben hatte und schlief ein.
Total War Hotseatforum
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11.06.2020 17:16
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