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Ende 1257

Etwas gelangweilt saß Alexander III auf seinem Thron und hielt Hof. Nun, zumindest war er dabei, denn eigentlich führte sein Kronrat die Geschäfte und im Allgemeinen gab er zwar seine Meinung kund, aber die Entscheidung trafen andere für ihn. Das war so gewesen als die Comyns den Kronrat angeführt hatten und das war so gewesen als Heinrich, der König von England seinen Einfluss geltend gemacht hatte und seine eigenen Unterstützer in den Kronrat geschleust hatte. Das war allerdings nicht von langer Dauer gewesen, die Comyns waren schnell wieder zu alter Stärke gelangt. Gerade eben sprach Alexander Comyn über die Norweger, die immer noch die Inseln rund um Schottland hielten und auch einiges Land in dessen angestammten Gebiet.

Alexander rutschte unruhig auf dem Thron herum. Zumindest saß er nicht DIREKT auf dem Stone of Scone, denn das wäre sicherlich noch ungemütlicher gewesen.
"Die Norweger sollten doch unsere Freunde sein. Sie müssen ebenso mit unserem rauen Land klar kommen, wie wir auch. Die verweichlichten Engländer sind es, gegen die wir unsere Macht stemmen müssen. Sie mischen sich in unsere Angelegenheiten ein und sie sind es, die Streit suchen, deshalb sollten wir ernsthaft einen Pakt mit den Norwegern suchen. Das kann uns nur nützen." Alexander Comyn sprach laut aber mit etwas sonorer Stimme. Die meisten Stimmberechtigten im Kronrat hatten seine Stimme und so kam ein Vorschlag von ihm praktisch einem Beschluss gleich. Doch in diesem Moment setzte sich der junge König gerade hin.
"Und das habt Ihr Euch auch gut überlegt?" Fragte er mit einer Stimme die schon die eines Mannes war, aber leider zum Ende hin kurz brach, was etwas von dem Effekt des Einwandes abmilderte. Comyn drehte sich mit leicht geöffnetem Mund zu ihm. So eine Frage hatte der junge König noch nie zu stellen gewagt.

"Die Norweger halten Land, welches eigentlich unser sein sollte. Sie sitzen in Burgen über denen das Banner Schottlands wehen sollte. Über denen MEIN Banner wehen sollte. Sie müssen NICHT mit dem rauen Land klar kommen. Sie haben es sich ausgesucht und es uns weggenommen. Und da wollt Ihr einen Pakt mit ihnen schließen und euch stattdessen gegen die Engländer wenden um NEUES Land zu erobern? Wie wäre es, wenn wir nicht unser altes Land aufgeben, sondern es verteidigen?"

Alexander Comyn blinzelte überrascht. Zustimmendes Gemurmel erhob sich im Kronrat, reihum sah man auch viele der Männer nicken, die ansonsten mit Comyn stimmten. Auch dieser sah die Reaktionen und er wäre kein guter Politiker gewesen, hätte er die Stimmung nicht lesen können.
"Gut gesprochen mein König. Ihr habt natürlich im Kern eurer Aussage recht, dennoch denke ich nicht, dass wir einen überstürzten Krieg gegen die Norweger führen sollten." "Vielleicht auch nicht gegen die Engländer?" Fragte Alexander III mit hochgezogener Augenbraue.
"Vielleicht auch nicht gegen die Engländer." Sagte Comyn nach einer kurzen Pause.
Alexander III lächelte. Er hatte einen ersten kleinen Sieg errungen im Kronrat. Ein erster Schritt, der zu einem langen Weg werden konnte.

Ende 1257

Erneut saß Alexander III in einer Kronratssitzung. Diesmal saß ganz in seiner Nähe, das Gesicht ihm zugewandt seine Frau Margarete. Obwohl er versuchte dem langweiligen Bericht Patrick Dunbars zu folgen schielte er immer wieder zu Margarete. Sie hielt den Rücken gerade und hatte ein interessiertes Gesicht aufgesetzt aber der junge König glaubte es als reine Maske zu erkennen. Dennoch schien sie hellwach zu sein, ihre Augen huschten von einem Gesicht zum anderen und versuchte die Stimmung des Besitzers einzuschätzen.
Endlich brach Dunbar ab und Comyn ergriff das Wort. "Nun, danke für Euren Bericht. Überaus... aufschlussreich. Ihr könnt Euch nun entfernen."
Über Dunbars Gesicht flog ein Schatten von Wut, doch dann verneigte er sich vor dem König und verließ den Raum.

"Wenden wir uns der dringenden Frage unserer diplomatischen Beziehungen zu. Wie uns erneut bestätigt wurde, haben die Engländer versucht ein Heer aufzustellen um gegen uns zu ziehen. Sie wurden nur durch die Waliser und durch die Intervention von einigen englischen Adligen daran gehindert. Diese versuchte Aggression darf nicht unbeantwortet bleiben! Wir müssen mit aller Härte zurückschlagen, am Besten, solange die Engländer mit anderen Problemen beschäftigt sind!" Comyn hatte mit lauter und drängender Stimme gesprochen, nun blickte er sich um, ob ihm jemand widersprechen wollte.
Alexander sah wie Margarete aufmerksam zuhörte und einen leicht empörten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
Alexander Stewart schüttelte langsam den Kopf.
"Habt Ihr nicht die Worte unseres Königs vernommen, als wir zuletzt über diese Sache diskutierten? Ein überstürzter Krieg gegen die Engländer wäre ein Fehler, nicht solange unsere Küsten nicht gesichert sind und nicht solange unsere Außenpolitik nicht abgesichert ist. Ist euch klar, dass Heinrich im Notfall die Stärke besitzt, Wales und auch Schottland niederzuwerfen?"
Empörte Rufe wurden laut, die meisten Mitglieder des Kronrats wollten es den verweichlichten Engländern schon zeigen, was es hieß, ein Schwert zu führen.

Alexander III hob die Hand, leider dauerte es länger als erhofft bis Ruhe einkehrte. "Stewart hat recht. Unsere Armeen sind nicht aufgestellt für einen Krieg und ich würde lieber gut vorbereitet in den Kampf ziehen als nur mit der Gewissheit, dass wir tapferer sind als der Feind. Zahlen schlagen Herzen."
Margarete nickte leicht zu dieser Aussage.

"Was also schlagt Ihr vor, mein König?" Fragte Comyn, vielleicht mit einem etwas hämischen Unterton.
"Das selbe, was ich auch zuletzt vorschlug. Wir werden Diplomaten entsenden, Männer die wissen, wie sie Unsere Interessen umsetzen und vertreten." Dies war ein leichter Seitenhieb auf Comyn. "Tatsächlich HABE ich bereits diese Männer ausgeschickt."
Ein Tumult erhob sich, alle riefen durcheinander. Der König hätte nicht das Recht solche wichtigen Dinge selbst zu entscheiden, solange er nicht volljährig war. Wie sollte der Kronrat wissen, ob die Männer überhaupt geeignet dafür waren, diese Aufgabe zu erfüllen?
Doch der König erhob sich nur und wartete, bis sich die Mitglieder des Kronrats widerstrebend verbeugten. Dann streckte er den Arm aus, den Margarete sofort ergriff und führte seine Frau aus dem Thronsaal.