Biografie
Simon V. de Montfort ist der jüngste Sohn des französischen Adligen Simon IV. de Montfort und der französischen Adligen Alice de Montmorency. Er wurde 1208 in Frankreich geboren, wuchs dort in bescheidenen Verhältnissen auf und zog nach der Beteiligung an einem Komplott gegen die französische Regentin Blanca von Kastilien 1226 nach England. Als er ankam, sprach er kein Wort Englisch, integrierte sich dann aber rasch in die englische Nobilität. Mithilfe einflussreicher Kirchenmänner aus seinem Bekanntenkreis gelang es ihm 1231, das eingezogene Erbe seines Vaters, insbesondere das Honour of Leicester, zurückzuerhalten. Den Titel Earl of Leicester wurde ihm erst 1239 verliehen.

Trotzdem betrachteten die englischen Barone Simon aufgrund seiner französischen Herkunft und Erziehung als Fremden, der Gruppe der Poitevins zugehörig, die als eine Art Hoffraktion grossen Einfluss auf den König besass. Er wurde selber ein Berater des Königs und zum Lord High Steward, ein Amt, das schon sein Vater innegehabt hatte.

Um seine Position zu sichern, vermählte sich Simon 1238 zunächst im Geheimen mit Eleanor, der Schwester des Königs. Die Eheschliessung wurde, als sie bekannt wurde, vom Klerus angefochten, da Eleanor nach dem Tod ihres ersten Mannes angekündigt hatte, den Schleier nehmen zu wollen. Also machte sich Simon auf zum Papst und erwirkte von ihm eine Bestätigung seiner Heirat. Unterwegs traf er auch den wie üblich in Italien weilenden Kaiser Friedrich II., der mit Eleanors Schwester verheiratet und somit Simons Schwager war, und freundete sich mit ihm an.
In diesem Jahr wurden sein Sohn Henry und der Thronfolger Edward geboren, dem Simon Pate stand.

Am 12. August 1239 überwarf sich Simon dann mit dem König, zu dem er bis dahin gute Beziehungen gepflegt hatte, als der ihm die kontroverse Ehe mit seiner Schwester vorhielt, obwohl diese vom Papst höchstpersönlich sanktioniert worden war. Simon ging erneut ins Exil, diesmal von England nach Frankreich. Möglicherweise wollte Henry durch die Auseinandersetzung mit Simon auf Abstand vom exkommunizierten Friedrich II. gehen, der Simon freundschaftlich verbunden war.

Im folgenden Jahr begab er sich auf den Kreuzzug der Barone, nicht ohne sich in Brindisi mit Friedrich II. zu treffen. Wegen des aktuellen Waffenstillstands zwischen dem Königreich Jerusalem und den Ayyubiden bleib ihm nicht viel anderes zu tun, als auf die Innenpolitik der Kreuzfahrer einzuwirken. Als die Barone von Outremer dem Staufer gegenüber, der nominell auch König von Jerusalem war, Simon als Regenten des Kreuzfahrerstaates nominierten, lehnte der Kaiser ab.

Anschliessend ermöglichten Simons Kontakte zum hohen Klerus die Rückkehr an den englischen Hof. Er verliess das Heilige Land und zog mit Heinrich III. auf eine erfolglose Kampagne gegen Louis IX. "den Heiligen" in Südwestfrankreich. Anschliessend verlängerte Simon den darauffolgenden Waffenstillstand mit Frankreich.

1247 nahm er das Kreuz, als Louis den 6. Kreuzzug initiierte, an dem er aber infolge seiner Ernennung zum Seneschal of Gascony doch nicht teilnehmen konnte. Er erhielt unzureichende Unterstützung durch die Krone, als er im letzten in englischer Hand verbleibenden Teil des Festlands dessen - vom Königreich Kastilien unterstützte - rebellische Aristokratie niederkämpfte, und so musste er dafür in seine eigene Tasche greifen. Letzten Endes war es für ihn vielleicht ein Glücksfall, das er in Frankreich blieb: Der 6. Kreuzzug scheiterte 1254 unter hohen Verlusten mit dem Verlust der anfangs besetzten ägyptischen Küstenstadt Damiette/Dumyat an die Mamelucken.

Zurück zuhause wurde er von gascognischen Edelleuten wegen Überschreitung seiner Kompetenzen angeklagt. In den Verhandlungen unter Vorsitz des Königs legte er ein arrogantes Auftreten an den Tag und erklärte beispielsweise in Hinblick auf die Anklage: “That word is a lie and were you not my souvereign it would be an ill hour for you when you dared utter it.” Den aufmüpfigen Baronen gefiel Simons Widerspenstigkeiten und bewirkten seine Freisprechung. Der brüskierte Henry III. zögerte die Herausgabe des Wittums von Eleanors erster Ehe hinaus und weigerte sich, Simon für seine Ausgaben in der Gascogne zu entschädigen.

1252 schlug Simon, der erneut in der Gascogne weilte, das Angebot zur Regentschaft über Frankreich in Nachfolge Blancas von Kastilien aus, der Mutter Louis IX., der noch immer in Ägypten kämpfte. Nach dessen Rückkehr 1254 brachte er Henry III. dazu, Simon einen Teil seines Aufwandes während des Gascogne-Feldzugs zu vergüten. Simon zog sich nach Frankreich zurück und verlängerte ein weiteres Mal den Waffenstillstand mit dessen Herrscher.

Charakter

Der Earl of Leicester gilt als kein angenehmer Zeitgenosse. Sein bohrender Blick und oft undeutbares Gesicht erzeugen eine autoritäre Ausstrahlung, die sein Gegenüber wenn nicht einschüchtert, so doch beunruhigt und nur wenig mit dem feurigen Charisma gemein hat, das ihm seine treuen Anhänger zuschreiben. Auf dem Feld hingegen gelingt es ihm mühelos, seinen nichtadeligen Gefolgsleuten Respekt einzuflössen und ihre bedingungslose Treue seiner Sache gegenüber sicherzustellen.

Der allmählich ergrauende, aber kräftige Mann mit dem Vollbart wird als Frömmler angesehen, doch pflegt er auch Umgang mit moralisch dubiosen Gestalten. Überhaupt kennt er als erprobter Feldherr wenig Skrupel bei seinem zielstrebigen Vorgehen, über das er seine Kontrahenten - wie auch über seine Absichten - am liebsten im Dunkeln lässt. Als einer der führenden englischen Barone ist Simon de Montfort hervorragend vernetzt, insbesondere mit dem reformatorisch gesinnten Klerus, und infolgedessen stets bestens informiert. Der begeisterte Waidmann, dessen Siegel entsprechend auch eine Jagdszene ziert, scheut nicht davor zurück, diesen Vorteil gegen seine Beute auszuspielen...

Biografie

Als ein weiterer französischer Adliger, der es in England zu Ansehen gebracht hat, ist der 1st Earl of Richmond Simon de Montforts natürlicher Verbündeter. Dabei hätte es leicht anders kommen können: Als achtes Kind und sechster oder siebter Sohn des Grafen Thomas I. von Savoyen (er hatte noch kleinere Geschwister) wurde er früh in eine geistliche Laufbahn als Kanoniker in Lausanne eingeführt. Er brachte es bis zum Diözesanadministrator, war aber unbefriedigt vom klerikalen Leben und verlangte nach dem Tod seines Vaters einen ansehnlichen Teil von dessen Erbe. Alle Brüder trafen sich 1234 auf Schloss Chillon, um die Streitigkeiten beizulegen, erschienen jedoch dann unter Waffen. Nichtsdestotrotz gelang es ihnen, sich auf den ältesten Bruder Amédée als Familienoberhaupt zu einigen, Peter wurde mit einigen Burgen um Genf und den Gütern aus seiner Heirat mit der suo iure herrschenden Agnes de Faucigny zufriedengestellt.

Anschliessend versuchte Pierre, seinen Onkel Guillaume II. de Genève um einige Besitzungen zu erleichtern. Dessen Sohn Rodolphe nahm Pierre 1236 in einem Hinterhalt gefangen. Seine Brüder intervenierten und erlegten den Genfern eine empfindliche Strafe auf. Er unternahm im folgenden Jahr weitere Eroberungszüge im Waadtland und machte mehrere Fürsten, darunter den Grafen von Gruyères und den Bischof von Lausanne, zu Vasallen oder Ministerialen seiner Familie.

1236 hatte Pierres Nichte Henry III. geheiratet, sodass Pierre vom König mit dem Honour of Richmond belehnt und zum Ritter geschlagen wurde. Er wurde als Earl of Richmond bekannt, obschon er den Titel nie erlangt oder verwendet hat. Später erlangte er die Herrschaft über weitere Ländereien in Nor- und Suffolk. Henry lud Pierre auch nach England ein, wo dieser zwischen der Geschäftsstrasse Strand und der Themse das vornehmste Stadthaus Londons, den Savoy Palace, errichtete.

Fünf Jahre vergingen, bis Pierre im Auftrag des Königs zurückkehrte, um an den Höfen Navarras, Burgunds und Savoyens sowie vor Ort für Unterstützung bei einer englischen Invasion des Poitou zu werben. Seine weitere Zeit in England verbrachte er mit der Organisation verschiedener Heiratsbündnisse.
Beschreibung
Pierre mag äusserlich nicht so wirken, doch ist er ein begnadeter Staatsmann und Stratege - und er denkt in grossen Massstäben. Seine Belesenheit trägt neben angeborenem Talent zu seinen Erfolgen bei. Schütteres Haar und eine ungesunde Hautfarbe lassen seine anfällige Gesundheit erahnen, und so bevorzugt er das Schachspiel gegenüber dem rauen Buhurt und ausschweifenden Jagdpartien.

Pierre steht er keinem seiner Peers in administrativem, diplomatischem und logistischem Geschick nach. Er wirkt stets ein wenig distanziert oder gar gedanklich abwesend, ist aber ein ehrenwerter Mann. Seinem hochgeborenen Neffen und ihn verbindet eine wechselseitige Zuneigung, die auf Pierres guten Diensten und der reichen Belohnung in Geld und Ländereien beruht, die er für seine diplomatischen Dienste und die Unterstützung gegen angelsächsische, schottische und walisische Potentaten sowie gegen Frankreich erhielt. Pierre, selbst an Architektur interessiert, entfaltete eine rege Bautätigkeit in seinen kontinentalen wie insularen Besitzungen, zumeist Festungsbauten nach englischem Vorbild. Auch in der zivilen und militärischen Verwaltung experimentiert er mit neuen Strukturen und führt effizienzsteigernde Reformen durch.

An ihrer Südwestecke, auf einer jähen Klippe am Ufer des Flusses Soar, wird die Stadtmauer Leicesters von den hoch aufragenden Steinwällen von Leicester Castle unterbrochen. Über der ovalen Burganlage, auf einem 40 Fuss messenden künstlichen Hügel, den die normannischen Eroberer Englands vor gut 200 Jahren anlegen liessen, thront stolz die von Steinmauern umgebene Kernburg mit hölzernen Wohn- und Befestigungsbauten.

Knapp 100 Yards nordöstlich der Motte, von dieser durch einen tiefen Graben getrennt, befindet sich der Grosse Saal im weitläufigen Hof der Anlage. In der düsteren Erhabenheit dieses herrschaftlichen Bauwerks schmiedeten die widerspenstigen englischen Adligen schon etliche Male Pläne zur Aufrechterhaltung und Mehrung ihrer Macht gegenüber den Anmassungen der Krone, angefangen beim ersten Besitzer, Hugues de Grentemesnil (Grandmesnil), der 1088 den Aufstand von Robert Curthose gegen seinen Bruder William Rufus unterstützte.

Sein Sohn Ivo stellte sich ein Dutzend Jahre später gegen König Henry I., der mit voller Härte gegen die Empörer durchgriff und Stadt und Burg Leicester zerstören liess.

Nach Ivos Tod auf dem Zweiten Kreuzzug vergab der König das Lehen an Robert de Beaumont, der als erster den Titel Earl of Leicester führte. Im Verlauf des englischen Investiturstreits wurde er exkommuniziert, durch Erzbischof Anselm of Canterbury jedoch wieder in die Kirche aufgenommen. Robert war es, der die Kirche St Mary de Castro auf dem Aussenhof stiftete. Seine direkten Nachfahren beherrschten mehrere weitere Grafschaften in England und der Normandie. Robert I. war der letzte adlige Überlebende der Schlacht von Hastings.

Der zweitgeborene Sohn Robert erhielt später den Beinamen le Bossu, "der Bucklige". Als zweiter Earl of Leicester, der zum Chief Justiciar und zugleich Lord High Stewardvon England ernannt wurde, gründete er das Augustinerstift Leicester Abbey nur wenig nördlich der Burg. Die Abtei stieg zu einem der reichsten Köster Englands auf. Sein Werk ist auch der später erweiterte Grosse Saal und wahrscheinlich der Ausbau der normannischen Palisade zu einer Steinmauer.

Le Bossus Erstgeborener Robert III. Blanchemains ("weisse Hände") wiederum beteiligte sich an der Rebellion Eleonores von Aquitanien und ihrer Söhne gegen Henry II. Robert floh auf eine seiner Burgen in der Normandie. Sein Besitz wurde konfisziert, Leicester niedergebrannt - doch die Burg hielt stand. Nach seiner Rückkehr und Gefangennahme durch den König wurden die Burgmauern geschleift. Er erhielt Länder und Titel zurück, aber keine seiner Burgen. Die beiden, die während des Aufstandes nicht zerstört wurden, behielt der König. In Leicester begannen derweil die Arbeiten am Wiederaufbau. Mit dem Tod Roberts III. im Jahr 1204, der mit der Thronbesteigung Richards I. wieder zu Ansehen gefunden hatte, starb das Geschlecht derer von Beaumont im Mannesstamm aus.

Das Erbe der Beaumonts wurde zwischen Roberts III. Töchtern Amicia und Margaret aufgeteilt. Erstere erhielt die Burg und bezeichnete sich fortan als Countess of Leicester. Ihr Sohn, Simon IV. de Montfort (der eigentlich der Fünfte war, aber als der Vierte bezeichnet wurde, da Historiker seinen Vater und Grossvater für identisch hielten), wurde zum Lord High Steward ernannt. Jedoch wurden seine englischen Titel 1207 refutiert, nachdem er dem französischen König die Treue geschworen hatte. 1215 erwirkte der Papst die Restitution der Güter an den verwandten Earl of Chester, der sie bis zu seinem Tod 1231 verwaltete.

Simon IV. war wohl der bekannteste Krieger und Abenteurer seiner Zeit. Er nahm am Vierten Kreuzzug Teil (begab sich aber selbstständig ins Heilige Land, als beschlossen wurde, den Kreuzzug nach Konstantinopel "umzuleiten") und kommandierte das Heer des Albigenserkreuzzugs mit eiserner Faust, der ihm - zusätzlich zu seinen Besitztümern in England, der Normandie und der Île-de-France - grossen Landbesitz im Languedoc und den Titel eines Grafen von Toulouse und Herzogs von Narbonne einbrachte.

Das aktuelle Oberhaupt der englischen Montforts ist Simon V. Mit ihm hat die Grafschaft Leicester wieder einen anwesenden Herrscher. Sein Erbe hat er sich jedoch hart erkämpfen müssen: Da sein Vater offiziell Lehnsmann des Königs von Frankreich war, zog Henry III. die englischen Besitztümer der Montforts ein und vergab sie neu. 1230 einigte sich Simon mit seinem Bruder Amaury darauf, nur auf der Insel Ansprüche geltend zu machen, während Amaury die übrigen Ländereien erhalten soll. Die südfranzösischen Güter der Montforts wurden inzwischen von anderen übernommen, die Grafschaft Toulouse beispielsweise vom Sohn des letzten Besitzers erobert, dem sie während des Kreuzzugs aberkannt worden war.

1231 folgenden Jahr starb der Earl of Chester und Simon trat das Erbe seiner Grossmutter einschliesslich der [i]Honours[Ii] von Leicester und Chester an. Im folgenden Jahr verabschiedete er, um sein Seelenheil und seine Geldschulden bedacht, ein Edikt, dem zufolge alle Juden Leicesters die Stadt zu verlassen hatten. Die meisten liessen sich in den östlichen Vorstädten nieder, welche im Zuge der Erbteilung des Besitzes der Beaumonts (s. o.) an Margaret gefallen waren.

Weitere sieben Jahre später wurde Simon schliesslich offiziell zum Earl of Leicester ernannt. Zwar ist Simons eigentliche Residenz das ihm 1244 verliehene, südwestlich gelegene Kenilworth Castle, doch zieht er es gegenwärtig vor, im weniger stark befestigten, dafür prächtigeren und besser angebundenen Leicester Hof zu halten - wohl auch, um seinem ererbten Besitz den Vorrang vor einem königlichen Geschenk zu geben.