Etwas überrascht, drehte sich der alternde Adlige mit hochgezogenen Augenbrauen um.
"Das tut ihr in der Tat. Mit wem habe ich die Ehre? Und, wenn ich mir die Frage erlauben darf, woran habt ihr mich erkannt?", fragte er ruhig.

Für einen Moment schien der Distain etwas enttäuscht, dass Uilleam die Geschichte des Familienwappens schon kannte, aber er war schnell darüber hinweg.
"Ich verstehe. Dann kommt mit, unterhalten wir uns in meinen Gemächern", meinte er nach kurzer Bedenkzeit und wies in Richtung der Hintertür der Fürstenhalle, wo ein alter Mann mit langem schlohweißem Bart in der Ecke saß und von Kindern umschart wild gestikulierte.

"Jaja, allzu viele Leute kommen hier nicht vorbei, da wird sich schon Zeit für euch finden", grummelte der Laute, der selbst bei Aussicht auf guten Alkohol noch etwas griesgrämig schien.
Offensichtlich gehörte er nicht zu der Sorte Wachmann die ein gutes Pläuschen schätzten.

Goronwy schritt entschlossen voran, verlangsamte sich aber, als sie an dem Alten Mann mit den Kindern vorbeikamen.
Gutmütig lachend rief der Distain in Richtung der Gruppe: "Bist du nicht langsam zu alt für Myrddyns Geschichten Gogo?"
Daraufhin errötete einer der Jungen, wohl etwa im Alter von etwa 14 Jahren leicht, blieb aber sitzen und machte keine Anstalten sich von dem alten mann abzukehren.
Dieser beschwerte sich nur: "Vergrault mir nicht das Publikum Goronwy, ich war gerade dabei zu beschreiben wie der Grüne Ritter Arthurs Hof zum Narren hält!"
"Schon gut , schon gut, ich bin ja schon weg", lachte der Distain abermals und gestikulierte Uilleam ihm zu folgen.
Als sie draußen waren, fügte Goronwy erklärend hinzu:"Mein Jüngster", während er auf eines der vielen schlichten Gebäude zusteuerte. Vor einem der größeren stand ein imposanter Ritter mit einem auffälligem weißen Mantel, aber die rechte Hand des Fürsten ging stattdessen auf eines der Nachbargebäude zu und öffnete das Schloss mit einem Schlüssel aus seiner Tasche.
"Nur herein in meine Stube, keine Sorge, das Weib jagt noch auf dem Fest meinen Jungs hinterher, wir sind also allein"
Er zündete eine Kerze an und setzte sich an einen schlichten Tisch, darauf wartend, das der Schotte es ihm gleich tat.

Mit einem schnellen Schritt stellte sich den beiden Iren ein Mann entgegen, der eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zum Fürsten aufwies, wenngleich er um einiges jünger war. Die kühlen, kalkulierenden Augen des Kriegers fassten die "Boten" fest in den Blick und auch wenn er seine Waffe noch nicht gezogen hatte, so ruhten seine Finger doch auf dem knauf des Schwertes an seiner Seite.
"Das ist nah genug", befahl er ruhig, aber bestimmt. Dem Leibwächter war nicht entgangen, wie sich die beiden heimlich am Drysor Neuadd vorbei schlichen, was sie umgehend verdächtig machte.
Selbst wenn sie nichts im Schilde führten, konnte Vorsicht nie schaden.
Allerdings schien der Fürst anderer Meinung zu sein.
"Lass gut sein, Rhodri. Wir wollen doch unsere Gäste nicht vergraulen", verkündete er locker und trat selbst näher, neben seinen Bruder.
"Was verschafft mir die Ehre?", fragte Llywelyn mit aufmerksamen Augen. Er schien keineswegs von Alkoholkonsum beeinträchtigt zu sein, falls er überhaupt getrunken hatte.
Umgehend änderte sich die Stimmung in der Halle - es war keine Anspannung, oder Bedrohlichkeit, aber die Ausstrahlung des Fürsten zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf ihn.
Selbst der barde Myrddyn in der Ecke unterbrach für einen Augenblick seine Erzählung.

In einer regelrecht vertraulich wirkenden Geste machte der Fürst noch einen Schritt nach vorne und legte Braeden beruhigend die rechte Hand auf die linke Schulter.
"Kein Grund zur Unruhe mein Freund. Wenn es um das Wohl meines Volkes geht, habe ich immer ein offenes Ohr. Sprecht frei heraus, was habt ihr im Sinn?"
Offensichtlich hatte Llywelyn durchaus die Absicht dieses Gespräch vollkommen öffentlich zu führen.

"Große Worte!", erwiderte Llywelyn lachend: "Ihr habt Mumm, das gefällt mir!
Die heitere Stimmung des Fürsten schien sich beinahe von selbst auf den Rest der beschaulichen Halle zu übertragen.
"Allerdings muss ich euch wohl erst einmal enttäuschen. So eine Goldmine braucht Zeit ehe sie wirklich Gewinn abwirft, was bedeutet, das euer Vorschlag wirklich ein Bündnis für lange Zeiten ist. Das will ich in meinem Rat diskutieren, bevor ich euch eine eindeutige Antwort gebe. Ich bin einer Zusammenarbeit mit unseren Freunden im Westen allerdings nicht abgeneigt, also lasst den Kopf nicht hängen - es bestehen durchaus Aussichten auf Erfolg für euch"

Er wandte sich von den Iren ab und trat auf das kleine Podest auf dem sein schlichter Holzthron stand, bevor er seine Stimme anhob:
"Vor allem aber, gibt es da noch ein anderes Problem. Eines, das mir schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge ist! Diese Goldvorkommen von denen ihr sprecht befinden sich in Deheubarth, im Einzugsgebiet von Maredudd ap Rhys Mechyll. Unglücklicherweise versucht er mithilfe König Henrys meine Autorität zu untergraben und sich gegen mein Wort die Herrschaft über ganz Deheubarth zu sichern. Das kann ich nicht länger tolerieren und so verkünde ich hiermit, das meine Streitkräfte bald nach Süden ziehen werden, um Maredudd zur Rechenschaft zu ziehen!"
Freudiger Jubel erfüllte die Halle und nur einige wenige stimmten nicht mit in die Ausrufe ein.

Der Blick des Herrschers richtete sich nun wieder auf die Iren:
"Ihr seht also, das ich euch keine Versprechungen machen kann, bis diese Sache geklärt ist. Aber vielleicht wollt ihr mich ja auf diesem kurzen Feldzug begleiten? Dann können wir uns um euer Anliegen kümmern, sobald dieser Aufruhr in Deheubarth beräumt ist"

Der Distain nickte und nahm das Papier entgegen ohne es allerdings zu öffnen. Nach einer kurzen Inspektion des Siegels, befand er es für echt und erwiderte:
"Ich verstehe. Nun es ist sicherlich wichtig für einen König einen eigenen Kopf zu haben - allzu leicht flüstern unheilbringende Stimmen einem Schwachen Herrscher Lügen ins Ohr. Aber ich rate König Alexander sich dennoch mit guten Ratgebern zu umgeben. Leute denen er trauen kann. Zwei Paar Augen sehen immerhin mehr als eins"
Er seufzte und fuhr fort: "Wie dem auch sei, ich werde das Schreiben alsbald wie möglich an Fürst Llywelyn weiterreichen. Er wird dann entscheiden, inwiefern der Inhalt in unserem eigenen Rat diskutiert wird"